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Über uns
Wolkenstayn Portative – seit 1999
Unsere kleine, frisch renovierte feine Orgelbauwerkstatt in einem alten Bauernhaus im Herzen Bayrisch Schwabens bietet viel Platz für die Umsetzung Ihrer Wünsche an Ihrem Instrument.
Wir planen und bauen exklusive, zuverlässige Portative und Tischpositive in verschiedensten Bauformen; zum Teil in kleinen Serien, zum Teil ganz individuell nach Kundenwunsch; traditionelle Orgelbaukunst verbunden mit neuen innovativen Ideen läßt so kleine feine Instrumente mit der großen Ausstrahlung gotischer Eleganz entstehen.
Aufgrund unserer langjährigen Mittelaltermusikerfahrung mit unserem Ensemble „Wolkenstayn – die Lebensfreude des Mittelalters“ sowie Kontakt zu vielen Freunden und KollegInnen der Folk- und Alte-Musikszene bieten wir absolut zuverlässige, alltags- und bühnentaugliche Instrumente an; so erfreuen sich unsere Portative weltweit großer Beliebtheit in verschieden Sparten der Musik: Vom Mittelalter- oder Renaissanceensemble bis zum Elektronik- und Crossoverprojekt…
Was wir bieten: Bau, Beratung, Service, Spielkurse, Leihinstrumente und vieles mehr!
Wir freuen uns auf Sie!
Ihr Stefan Keppler
Referenzen
Unsere Organetti werden gespielt in:
Argentinien Australien Belgien Brasilien Chile China Dänemark Deutschland England Finnland Frankreich Hongkong Italien Irland Japan Kanada Kolumbien Kroatien Litauen Niederlande Norwegen Österreich Polen Portugal Russland Schweden Schottland Schweiz Spanien Südkorea Ukraine Ungarn Vereinigte Staaten
Geschichte & Herkunft
Ursprünglich stammt der Begriff Orgel vom griechischen Organon bzw. lat. organum ab, was zunächst nur soviel wie Werkzeug oder Instrument bedeutete.
Erst in spätrömischer Zeit wurde die Orgel zum Begriff für das Musikinstrument.
Zur Zeit der Völkerwanderung verschwand die Orgel im Abendland völlig und überlebte nur im oströmischen Reich und der arabischen Welt.
Im Jahr 757 erhielt Kaiser Karl der Große von dem byzantinischen Kaiser Konstantin V. eine Orgel als Geschenk überreicht. Um die außergewöhnliche Gabe zu kopieren, rief man den Priester Georg aus Venedig, der für sein Wissen um den antiken Orgelbau bekannt war.
Bisher als Symbol des Heidentums kategorisch abgelehnt, fand es nun Einzug in die christlichen Kirchen; erste Orgeln standen in Aachen, Straßburg und Winchester.
Das Portativ (lat. portare, tragen), auch Portativorgel, Organetto oder Knieorgel genannt, ist eine kleine tragbare Orgel. Sie über 4 Jahrhunderte hinweg besonders bei Prozessionen und Umzügen Verwendung. Manchmal setzte man es wohl auch in der Kirche zur Begleitung des Chores ein, wurde jedoch meist als weltliches Instrument der fahrenden Spielleute angesehen.
Synonyme für Portativ:
Aus dem Portativ entwickelt, war das größere Positiv (lat. ponere, stellen) eine kleine einmanualige Standorgel. In den Adelspalästen und Häusern reicher Kaufleute war es sehr beliebt, und wurde erst im 18. Jh. durch das Cembalo verdrängt. Im Gegensatz zum Portativ waren 2 Personen für das Spiel notwendig; ein Organist der mit beiden Händen spielte, und ein Helfer (Kalkant), der die Bälge bedient. Es hat in 2 Formen überlebt: Zum einen als sog. Rückpositiv der großen (Kirchen-) Orgel, zum andern als Kabinett- und Hausorgel im weltlichen Bereich.
Historische Abbildungen
Portative gab es wohl im ausgehenden Mittelalter zuhauf: Davon zeugen hunderte, mehr oder weniger bekannte Gemälde, Skulpturen und in Stein gehauene Zeugen an Kirchenportalen in ganz Europa…
Eine vorerst nur kleine Auswahl unserer Bildersammlung wollen wir hier zeigen.
Vielleicht entsteht ja auch dank Ihrer Mithilfe einmal ein bedeutendes „Portativ Museum“ hier auf diesen Seiten…Also-wenn jemand besonders schöne, seltene Fotos hat-bitte melden! Danke!
Raffael (1483-1520)
Hl. Cäcilie mit Heiligen
entstanden um 1514-16
Größe 150 x 238 cm
anon. Meister des
Bartholomäus-Altars
Die Hl. Cäcilie
Kreuz-Altar (um 1490-1495)
Detail der linken Flügelinnenseite:
Eichenholz, 107 x 80 cm (Mitteltafel),
jeweils 107 x 34 cm (Flügel)
Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Inv.-Nr. WRM 180
Israel van Meckenem
(Ende 15. Jh.)
Orgelspieler und seine Frau
Tischpositiv
London, British Library, B 175
Bauformen
Die Vielzahl an überlieferten Portativabbildungen lässt auf einige wesentliche Merkmale schließen:
Der Tonumfang
Die Instrumente besitzen einen Tonumfang von meist etwa 2 bis 2 1/2 Oktaven in 2´-Lage, in etwa beginnend bei c1. Später gegen Ende des 15. Jh. finden sich auch größere, tiefere 3´-Instrumente mit etwa 2 Oktaven Umfang, beginnend in etwa bei g oder f.
In frühen Abbildungen ist oft die Beschränkung auf eine diatonische Tonleiter, ergänzt um die Halbtöne „b“, teilweise auch „es“ bzw. „fis“ zu erkennen. Gegen Ende des 15. Jh. ist dann nahezu immer die volle Chromatik durch die Oktaven vorhanden.
Eine heute meist übliche Chromatik bietet den Vorteil, im Ensemble beim Transponieren in andere, Nicht-Kirchen-Tonarten, flexibel zu sein.
Gleichwohl besitzt ein rein kirchentonal diatonisch gebautes Instrument den Reiz eines großen Tonumfangs bei geringstem Gewicht.
Die Maße
Die aus der 2´- oder 3´- Lage resultierende Gehäusehöhe des Instruments liegt demzufolge bei etwa 80-110 cm, die Breite der Tastatur und damit des Gehäuses bei etwa 35-50 cm.
Die Tiefe des Instruments variiert etwas stärker; teilweise liegt die Tastatur deutlich in nahezu voller Tastenlänge vor dem Gehäuse, manchmal stark zurückgesetzt unter dem Pfeifenstock. Zusammen mit dem rückseitig angebrachten Balg ergibt sich so eine Tiefe zwischen etwa 17 und 28 cm.
Das Gehäuse
Meist reich verziert, ist das Gehäuse nicht nur schmückende Zierde, sondern auch für den Halt und Schutz und Wohlklang der Pfeifen zuständig. Zumeist sind alle Pfeifen einfach nebeneinander in bis zu 2 (ausnahmsweise auch 3) Reihen angeordnet. Evtl . vorhandene Bordunpfeifen wurden gern in einem „Bordunturm“ unterbracht, was dem Instrument ein fast kathedralenartiges Aussehen verleiht.
Die Pfeifen
Die Pfeifen (i.d.R.Prinzipalregister) stehen bei den allermeisten Abbildungen in 2 Reihen hintereinander.
Sie sind bei historischen Portativen in der Regel aus Metall; zunächst aus „reinem“, damals aber sicher stark verunreinigten und damit durchaus hartem Blei gefertigt, so hat sich über die Zeit eine Blei-Zinn-Legierung durchgesetzt. Reines, heutiges Blei ist so weich, dass man durch die inzwischen übliche Legierung mit hohem Zinnanteil die mechanische Stabilität erhöht, ohne den Klang zu obertonreich werden zu lassen.
Wir verwenden mit guter Erfahrung eine Legierung aus etwa 80% Zinn und 20% Blei.
Ab dem 15. Jh. wurde dann im Orgelbau für diverse Register vermehrt auf Holzpfeifen zurückgegriffen. Auch wir setzen für unsere Organetti als sehr beliebte Alternative zu den natürlich ebenfalls lieferbaren Metallpfeifen gern Holzpfeifen ein. Der Vorteil ist bei sehr flötig-warmem Klang vor allem eine (bei einem tragbaren Instrument so wichtige) äußerst hohe mechanische Stabilität .
Wir verwenden für die Holzprinzipale Fichte oder Zeder, meist in Kombination mit Kirsche oder Ahorn für die Sichtseite.
Der Balg
Meist 4-7-fältig, aus Holz und Leder ausgeführt, und rückseitig nach oben aufzuziehend angebracht, versorgt er das Instrument mit der nötigen Luft.
Der Windruck, durch Niederdrücken des Balges erzeugt, reicht für das Spiel längerer Phrasen aus.
Dieses phrasierende Spiel ist wesentliches Merkmal des Portativs; der Spieler hat durch den direkten Einfluss auf den Winddruck und damit auf Klang und Dynamik sehr viele Möglichkeiten für ein abwechslungsreiches Spiel!
Bei den sich ab dem 15. Jh. entwickelnden Tischpositiven wurde zusätzlich zu dem zum Magazinbalg umfunktionierten Balg des Portativs, der nun zur Erzeugung des Winddrucks mit einem Gewicht versehen wurde, ein Schöpfbalg eingesetzt, mit dem ähnlich dem Prinzip eines balgbetriebenen Dudelsacks fortwährend Luft nachgeführt wird. Eine weitere Variante besteht aus dann zwei mit Gewichten versehenen Magazinbälgen, die wechselnd aufgezogen ebenfalls ein fortwährendes Spiel ermöglichen.
Die Tastatur
Durch Niederdrücken der Tasten wird über eine Mechanik das jeweilige Pfeifenventil geöffnet, das die entsprechende Pfeife über die Windkanäle dann mit Luft versorgt.
Für ein Portativ ist es aus naheliegenden, praktischen Gründen nötig, die Tasten zwar noch gut spielbar aber schmal genug zu machen, um mit dem erwähnten, doch relativ großen Tonumfang, eine schmale Bauform zu erzielen. Desweiteren ist der Vorteil schmaler Tasten, dass man im Spiel einen großen Tonumfang überspannen und erreichen kann, was z.B. bei einer Wechselborduntechnik mit dem Daumen für frühe Mehrstimmigkeit von großem Vorteil ist.
Spielhaltung
Während die rechte Hand spielt, wird mit der linken Hand der Balg bedient.
Viele Abbildungen zeigen die Verwendung des Portativs im Sitzen, aufgesetzt auf den linken Oberschenkel; andere wiederum das stehende Spiel, wobei es mittels eines umgehängten Riemens oder Tuchs getragen wird.
Stimmung & Stimmungen
Stimmung
Unsere Instrumente können bei Bedarf ganz einfach mit den historisch belegten, serienmäßigen Stimmringen aus Pergamentpapier bzw. Metall (Metallpfeifen) bzw. Stimmfähnchen (Holzpfeifen) gestimmt werden.
Die Standardstimmung ist a1=440 Hz.
Andere Stimmtonhöhen (z.B. 465 Hz) und Stimmungen (pythagoräisch u.a., ) sind beim Bau selbstverständlich problemlos zu berücksichtigen.
Man kann die Pfeifen auch umstimmbar (z.B. mitteltönig-pythagoräisch) bestellen.
Es gibt auch eine Transponiereinrichtung z.B. 415/440/466 Hz.
Bitte geben Sie uns einfach Ihre Wünsche bekannt.
Wir beraten Sie hierzu gerne.
Stimmungen
Nachfolgend ein paar Zeilen zur Thematik der Stimmungen; und zwar um die Art der Stimmung des Instruments „in sich“. (Wer nur einfach und schnell ans Ziel kommen möchte, der bediene sich einfach eines guten Profi-Stimmgerätes).
Wer aber Spaß daran hat, sich etwas tiefer mit der Materie der verschiedenen historischen Stimmungen zu befassen, der darf gern weiterlesen:
Bei allen Tasteninstrumenten besteht folgendes Problem: Vier Quinten aufeinanderfolgend (z.B. c‘- g‘- d‘‘- a‘‘- e‘‘‘) und dann zurückoktaviert (hier im Beispiel auf e‘) ergeben nicht etwa eine wohlklingende große Terz c´- e´, sondern eine um das syntonische Komma vergrößerte große Terz. Es ist also daher nicht möglich, innerhalb von Dreiklängen einer Tonart innerhalb des Akkords zugleich reine Quinten als auch reine Terzen zu erhalten. Es muss also zugunsten der Reinheit von Quinte oder Terz das jeweils andere Intervall verstimmt, oder eben beide Intervalle unrein intoniert werden.
Bis ins 15. Jahrhundert wurden mit der pythagoräischen Stimmung ausschließlich die Quinten rein gestimmt. Nur die sogenannte „Wolfsquinte“ war zwangsläufig viel zu eng, und zwar um das Maß des pythagoräischen Kommas. Hier sind die großen Terzen dann so weit, dass sie als dissonant empfunden werden. Allerdings ist es in der Musik dieser Zeit wichtig, Grundton, Quinte und Oktave rein zu haben. Die Terz galt an sich als dissonant und wurde daher gemieden. Deshalb bevorzugen wir gerne diese Stimmung für unsere Instrumente, ohne behaupten zu wollen, dies sei die „richtige“..
Später wurde dann die mitteltönige Stimmung bevorzugt; die reinen großen Terzen waren Mittelpunkt einer guten Stimmung. Man nahm dafür dann eben mehrere sehr enge Quinten in Kauf.
Mit der wohltemperierten Stimmung des Barock suchte man einen Kompromiss zwischen Quinten und Terzen, um in allen Tonarten spielen zu können. Es gab etliche Arten der Stimmung, deren Hauptunterscheidungsmerkmal war, wie hoch die Terz im Bezug auf den Grundton gestimmt ist.
Nach 1800 dominiert die gleichstufig temperierte Stimmung: alle Quinten sind etwas zu klein und die großen Terzen viel zu weit; in allen Tonarten haben die Terztöne den gleichen Abstand zum Grundton, und alle entsprechenden Intervalle sind gleich gestimmt.