Bauformen

Cantiga
Tonumfang

Maße

Gehäuse

Pfeifen

Balg

Tastatur

Spielhaltung

Die Vielzahl an überlieferten Portativabbildungen lässt auf einige wesentliche Merkmale schließen:

Der Tonumfang

Die Instrumente besitzen einen Tonumfang von meist etwa 2 bis 2 1/2 Oktaven in 2´-Lage, in etwa beginnend bei c1. Später gegen Ende des 15. Jh. finden sich auch größere, tiefere 3´-Instrumente mit etwa 2 Oktaven Umfang, beginnend in etwa bei g oder f.

In frühen Abbildungen ist oft die Beschränkung auf eine diatonische Tonleiter, ergänzt um die Halbtöne "b", teilweise auch "es" bzw. "fis" zu erkennen. Gegen Ende des 15. Jh. ist dann nahezu immer die volle Chromatik durch die Oktaven vorhanden.

Eine heute meist übliche Chromatik bietet den Vorteil, im Ensemble beim Transponieren in andere, Nicht-Kirchen-Tonarten, flexibel zu sein.

Gleichwohl besitzt ein rein kirchentonal diatonisch gebautes Instrument den Reiz eines großen Tonumfangs bei geringstem Gewicht.

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Die Maße

Die aus der 2´- oder 3´- Lage resultierende Gehäusehöhe des Instruments liegt demzufolge bei etwa 80-110 cm, die Breite der Tastatur und damit des Gehäuses bei etwa 35-50 cm.

Die Tiefe des Instruments variiert etwas stärker; teilweise liegt die Tastatur deutlich in nahezu voller Tastenlänge vor dem Gehäuse, manchmal stark zurückgesetzt unter dem Pfeifenstock. Zusammen mit dem rückseitig angebrachten Balg ergibt sich so eine Tiefe zwischen etwa 17 und 28 cm.

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Das Gehäuse

Meist reich verziert, ist das Gehäuse nicht nur schmückende Zierde, sondern auch für den Halt und Schutz und Wohlklang der Pfeifen zuständig. Zumeist sind alle Pfeifen einfach nebeneinander in bis zu 2 (ausnahmsweise auch 3) Reihen angeordnet. Evtl . vorhandene Bordunpfeifen wurden gern in einem "Bordunturm" unterbracht, was dem Instrument ein fast kathedralenartiges Aussehen verleiht.

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Die Pfeifen

Die Pfeifen (i.d.R.Prinzipalregister) stehen bei den allermeisten Abbildungen in 2 Reihen hintereinander.

Sie sind bei historischen Portativen in der Regel aus Metall; zunächst aus "reinem", damals aber sicher stark verunreinigten und damit durchaus hartem Blei gefertigt, so hat sich über die Zeit eine Blei-Zinn-Legierung durchgesetzt. Reines, heutiges Blei ist so weich, dass man durch die inzwischen übliche Legierung mit hohem Zinnanteil die mechanische Stabilität erhöht, ohne den Klang zu obertonreich werden zu lassen.

Wir verwenden mit guter Erfahrung eine Legierung aus etwa 80% Zinn und 20% Blei.

Ab dem 15. Jh. wurde dann im Orgelbau für diverse Register vermehrt auf Holzpfeifen zurückgegriffen. Auch wir setzen für unsere Organetti als sehr beliebte Alternative zu den natürlich ebenfalls lieferbaren Metallpfeifen gern Holzpfeifen ein. Der Vorteil ist bei sehr flötig-warmem Klang vor allem eine (bei einem tragbaren Instrument so wichtige) äußerst hohe mechanische Stabilität .

Wir verwenden für die Holzprinzipale Fichte oder Zeder, meist in Kombination mit Kirsche oder Ahorn für die Sichtseite.

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Der Balg

Meist 4-7-fältig, aus Holz und Leder ausgeführt, und rückseitig nach oben aufzuziehend angebracht, versorgt er das Instrument mit der nötigen Luft.

Der Windruck, durch Niederdrücken des Balges erzeugt, reicht für das Spiel längerer Phrasen aus.

Dieses phrasierende Spiel ist wesentliches Merkmal des Portativs; der Spieler hat durch den direkten Einfluss auf den Winddruck und damit auf Klang und Dynamik sehr viele Möglichkeiten für ein abwechslungsreiches Spiel!

Bei den sich ab dem 15. Jh. entwickelnden Tischpositiven wurde zusätzlich zu dem zum Magazinbalg umfunktionierten Balg des Portativs, der nun zur Erzeugung des Winddrucks mit einem Gewicht versehen wurde, ein Schöpfbalg eingesetzt, mit dem ähnlich dem Prinzip eines balgbetriebenen Dudelsacks fortwährend Luft nachgeführt wird. Eine weitere Variante besteht aus dann zwei mit Gewichten versehenen Magazinbälgen, die wechselnd aufgezogen ebenfalls ein fortwährendes Spiel ermöglichen.

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Die Tastatur

Durch Niederdrücken der Tasten wird über eine Mechanik das jeweilige Pfeifenventil geöffnet, das die entsprechende Pfeife über die Windkanäle dann mit Luft versorgt.

Für ein Portativ ist es aus naheliegenden, praktischen Gründen nötig, die Tasten zwar noch gut spielbar aber schmal genug zu machen, um mit dem erwähnten, doch relativ großen Tonumfang, eine schmale Bauform zu erzielen. Desweiteren ist der Vorteil schmaler Tasten, dass man im Spiel einen großen Tonumfang überspannen und erreichen kann, was z.B. bei einer Wechselborduntechnik mit dem Daumen für frühe Mehrstimmigkeit von großem Vorteil ist.

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Spielhaltung

Während die rechte Hand spielt, wird mit der linken Hand der Balg bedient.

Viele Abbildungen zeigen die Verwendung des Portativs im Sitzen, aufgesetzt auf den linken Oberschenkel; andere wiederum das stehende Spiel, wobei es mittels eines umgehängten Riemens oder Tuchs getragen wird

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